Pogrom
10. November 1938: Die Sinziger Synagoge wird zerstört
Die Ausschreitungen gegen die deutschen Juden am 9./10. November 1938 waren staatlich geplante, vorbereitete und gelenkte Aktionen von SA- und SS-Mitgliedern. In Sinzig räumten SA-Leute aus Brohl, Heimersheim und Bad Neuenahr die Synagoge leer, demolierten den Innenraum und steckten das gesamte Inventar im Hof in Brand. Außerdem wurden vier Wohnungen jüdischer Familien und ein Geschäftshaus schwer beschädigt.
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24. April 1933: Die Nationalsozialisten übernehmen die Macht
Weder bei den Reichstagswahlen am 5. März 1933 noch bei den Kommunalwahlen am 12. März 1933 hatte die NSDAP in Sinzig sonderlich erfolgreich abgeschnitten. Von 15 Stadträten gehörten nur drei der NSDAP an. Im stark katholisch geprägten Sinzig erreichte die NSDAP lediglich 26,2 Prozent, in den Ortsteilen war die Zustimmung noch geringer.
Allerdings gelang es ihnen in kurzer Zeit, die übrigen Ratsmitglieder gegen den amtierenden Bürgermeister Dr. Ernst Schaefer aufzuwiegeln. Ein am 24. April 1933 gegen ihn eingebrachtes Misstrauensvotum, das auf haltlosen Vorwürfen beruhte, wurde mit 12 zu 2 Stimmen angenommen. Die Bezirksregierung Koblenz setzte als kommissarischen Bürgermeister das NSDAP-Mitglied Heinrich Junior ein. Dieser wurde allerdings drei Jahre später wegen Unterschlagung, Untreue und Betrug seines Amtes enthoben.
In der gleichen Sitzung ernannte der Stadtrat Adolf Hitler und Paul von Hindenburg zu Ehrenbürgern.
Plätze und Straßen wurden nach Vorschlägen der Nationalsozialisten umbenannt:
⦁ der Kirchplatz in Adolf-Hitler-Platz
⦁ die Schloss-Straße in Hermann-Göring-Straße
⦁ die Rheinstraße in Horst-Wessel-Straße
⦁ die Judengasse in Schlageter-Straße
Das Bild des ehemaligen Reichspräsidenten Friedrich Ebert wurde im Sitzungssaal von der Wand gerissen, zerschmettert und später auf dem Marktplatz öffentlich verbrannt.
Bereits unter Bürgermeister Junior verlor der Sinziger Stadtrat jede Entscheidungskompetenz. Bereits 1934 gab es in Sinzig eine Ortsgruppe des Reichsluftschutzbundes. 1935 fanden erste Luftschutzübungen statt. Sinzig wurde in 12 Luftschutzblocks eingeteilt. Für jeden Block gab es einen Blockwart.
Ende 1939 waren in Sinzig ohne Bodendorf von 6003 Einwohnern 326 NSDAP-Mitglieder. Diese Zahl stieg bis zum Kriegsende auf 893.
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