1758: Jugendlicher Leichtsinn führt zum zweiten Stadtbrand

1758 brannten große Teile Sinzigs nieder. Ein Jugendlicher feuerte am Fronleichnamstag eine Büchse ab. Dabei sprang Kohle auf ein naheliegendes Strohdach und setzte das Dach in Brand. Die Häuser waren überwiegend mit Stroh gedeckt, sodass sich das Feuer schnell ausbreiten konnte. Große Teile der Stadt brannten nieder. Nach dem Brand entschlossen sich zahlreiche Familien, Sinzig zu verlassen. Wirtschaftskraft und Einwohnerzahl erreichten einen Tiefpunkt.

Bachovenstraße: Neubauten nach dem 2. Stadtbrand

Bachovenstraße: Neubauten nach dem 2. Stadtbrand. Foto: H. Rehmann

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Bürgermeister Wilhelm Vogel berichtet 1819 vom zweiten Stadtbrand:

„Im Jahre 1758 wurde durch die Unvorsichtigkeit eines Knaben die Stadt Sinzich schon wieder das Opfer der Flammen. Am Fronleichnamsfeste war es, als sich ein Knabe ohne Abwissen seiner Eltern eine glühende Kohle zum Abfeuern einer Schlüsselbüchse nahe an einem niederen Strohdach bediente. Bei der Explosion war die glühende Kohle weggesprungen, und hatte sich diese in dem angelegenen Strohdache verloren, der starke Wind an diesem für die Stadt so schauerlichen Tage verursachte zur Mittagsstunde den Brand des Strohdaches, welches am Ende der Stadt in der Nähe der Weierburg gelegen ware; schnell griff das Feuer um sich, und wurde allgemein. Die große Trockenheit, der Mangel des Wassers und der nöthigen Feuergerätschaften vollendeten das Unglück; die Stadt war ohne Rettung verloren; außer der Metternicher Burg und einigen schlechten Hütten, die der Wind begünstigte und vor Feuer verwahret hatte, ist die ganze Stadt ein Raub der Flammen geworden. Auch einige Menschen sind hierbei umgekommen. Unvergesslich bleibt der Stadt der große Nachtheil, den dieser Brand für Sie zur Folge gehabt hat. Die angesehensten Familien verlegten nun von hier ihre Wohnsitze, und so war die Stadt der Bevölkerung beraubt. Auch die fahrende Post wurde nunmehr von Sinzich weg auf Remagen stationiert.“

Exkurs Bevölkerungsentwicklung

Die Einwohnerzahl Sinzigs sank bis 1676 infolge des 30-jährigen Kriegs und der Pestepidemien auf das Minimum von 610 Einwohnern bei 115 Familien. Danach stieg die Bevölkerungszahl bis 1730 auf 700 Einwohner an und die Zahl der Familien um 15. Danach scheint die Stadt einen Aufschwung genommen zu haben, obwohl es einige Missernten gab. Innerhalb von nur 13 Jahren wuchs die Bevölkerung, trotz einiger Missernten, bis 1743 auf 850 Einwohner in 160 Familien. Wenn sich dies fortsetzte könnte Sinzig vor dem Stadtbrand 1758 fast 1000 Einwohner gehabt haben.
Die durch den Stadtbrand verursachte Abwanderung führte dazu, dass sowohl die Einwohnerzahl mit 850 als auch die Familienzahl mit 160 bis 1765 wieder auf den Stand von 1743 sank. 1809, also ein halbes Jahrhundert nach dem Stadtbrand, hatte die Stadt 1077 Einwohner.