1794: Das Rheinland wird französisch

Die Qualität und die Moral der Revolutionstruppen wurden von den deutschen Fürsten weit unterschätzt. Nachdem Preußen und Österreich versucht hatten, die Revolution in Frankreich militärisch niederzuschlagen, wurde die Koalitionsarmee 1794 durch die französische Armee besiegt. Die französischen Truppen eroberten und besetzten die linksrheinischen Gebiete des Rheinlandes. 1794 wurde Sinzig ohne Widerstand besetzt und blieb zum Jahresende 1813 unter französischer Herrschaft.

Napoleon I., Medaillon Heimatmuseum Sinzig

Napoleon I., Medaillon Heimatmuseum Sinzig, Foto: H. Rehmann

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1794: Das Rheinland wird französisch

1798 bildete der Regierungskommissar Francois Joseph Rudler aus den besetzten linksrheinischen Gebieten vier Départements. Das Département Rhin-et-Moselle mit Präfektur in Koblenz umfasste drei Arrondissements (Bezirke) mit 30 Kantonen. Aus dem ehemals kurpfälzischen Amt Sinzig wurde 1800 eine französische Mairie im Kanton Remagen, der zum Arrondissement Bonn gehörte. Die Mairie Sinzig umfasste Sinzig, Koisdorf, Westum, Löhndorf und Franken. Das Sinziger Stadtsiegel wurde eingezogen und durch ein französisches Siegel ersetzt. Französisch wurde allgemeine Amtssprache. Erster Bürgermeister der Mairie Sinzig wurde der frühere Gerichtsschreiber der Ämter Sinzig und Remagen Heinrich Joseph Hertgen. Am 9. März 1801 wurden die vier linksrheinischen Départements in die Französische Republik aufgenommen.

Alle männlichen Bürger einschließlich der Juden wurden rechtlich gleichgestellt. Nicht mehr die Kirche, sondern Bürgermeister oder Standesbeamten dokumentierten ab 1798 Geburten, Heiraten und Todesfälle. Ab 1798 gab es ein Sicherheitscorps, die Gendarmerie.
1804 werden die Straßen und Wegezölle weg. Dies war ein wichtiger Schritt zur wirtschaftlichen Entwicklung. Bis dahin gab es an jeder Gebietsgrenze der vielen Territorien Zollschranken, der Transport von Gütern war dadurch teuer und langsam.

Unter dem Ersten Konsul und späteren Kaiser Napoleon Bonaparte wurde das französische Recht komplett erneuert. Als erstes folgte 1804 der Code Civil, der Vorläufer unseres Bürgerlichen Gesetzbuches, 1807 dann ein Handelsgesetzbuch, 1808 die Strafprozessordnung und 1810 das Strafrecht.
Prozesse wurden nun in öffentlicher Sitzung geführt, allerdings in französischer Sprache. Als unterste Instanz des Gerichtswesens wurden Friedensgerichte eingerichtet. Das Friedensgericht des Kantons Remagen hatte seinen Sitz ab 1808 im Hause des Friedensrichters Hertgen in Sinzig. Es hatte noch unter preußischer Herrschaft bis 1879 Bestand.

Nach der Niederlage Napoleons und der Eingliederung des Rheinlands in das preußische Königreich gab es Bestrebungen, diese radikalen Veränderungen teilweise wieder rückgängig zu machen. Das Rheinland leistete dagegen jedoch erfolgreich Widerstand.

Die Bevölkerung klagte über die als Belastung empfundenen Veränderungen und über willkürliche Steuern. Jahrhunderte alte Gewohnheiten wie die Zunftprivilegien und die gewohnten Maße und Gewichte wurden von einem Tag auf den anderen abgeschafft. Zu besonderem Ärger führte das französische Papiergeld, die Assignaten. Sie hatten 1793 bereits 50 Prozent ihres Nominalwertes eingebüßt. Bis 1795 sank ihr Wert durch Inflation auf acht Prozent. In den besetzten Rheinlanden versuchten die Franzosen noch bis kurz vor der Abschaffung, die Assignaten gegen deutsche Silbermünzen einzutauschen.

Französische Münze: Heimatmuseum Sinzig

Französische Münze: Heimatmuseum Sinzig. Foto: H. Rehmann