Die Normannen

Ab 882: Die Normannen plündern das Rheinland

Das Rheinland wurde Ende des 9. Jahrhunderts mehrfach von den Normannen verwüstet. Köln, Bonn, Trier und das Kloster Prüm wurden geplündert. Vermutlich waren auch Sinzig und das Ahrtal betroffen. Der Normannenkönig Gottfried forderte 885 vom Kaiser Sinzig und andere Orte als Lehen für die Einhaltung des Friedens. Die Normannen fielen bis 892 immer wieder ins Rheinland ein. Erst dann gelang es unter Arnolf von Kärnten, die Normannen aus dem ostfränkischen Reichsgebiet zu vertreiben. Im Gegensatz zu England und Frankreich entstand dort kein normannischer Siedlungsraum.

 

Normannenschiffe auf dem Teppich von Bayeux

Normannenschiffe auf dem Teppich von Bayeux, Bild: Stephen J. Murray,

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8. Jahrhundert: Ausbau der Aachen-Frankfurter-Heerstraße

843: Teilung des fränkischen Reiches

Im Vertrag von Verdun wurde im Jahre 843 das Fränkische Reich unter den drei Enkeln Karls des Großen aufgeteilt.
Karl der Kahle erhielt Westfranken, Ludwig der Deutsche Ostfranken und Lothar das Mittelreich, das spätere Lotharingien.
Eine wesentliche Folge dieser Teilung war die Ausbildung des ostfränkischen Reichs als „deutscher Kulturraum“, soweit hiervon im frühen Mittelalter bereits gesprochen werden kann. Während sich in Westfranken das Vulgärlatein etablierte, wurden in Ostfranken germanische Dialekte beibehalten, was über einen langen Zeitraum die Ausbildung einer einheitlichen Sprache verhinderte.

 

Ab 882: Die Normannen plündern das Rheinland

Das Rheinland wurde Ende des 9. Jahrhunderts mehrfach von den Normannen verwüstet. Köln, Bonn, Trier und das Kloster Prüm wurden geplündert. Vermutlich waren auch Sinzig und das Ahrtal betroffen. Der Normannenkönig Gottfried forderte 885 vom Kaiser Sinzig und andere Orte als Lehen für die Einhaltung des Friedens. Die Normannen fielen bis 892 immer wieder ins Rheinland ein. Erst dann gelang es unter Arnolf von Kärnten, die Normannen aus dem ostfränkischen Reichsgebiet zu vertreiben. Im Gegensatz zu England und Frankreich entstand dort kein normannischer Siedlungsraum.

St. Peter zu Sinzig

St. Peter zu Sinzig

Normannenschiffe auf dem Teppich von Bayeux

Normannenschiffe auf dem Teppich von Bayeux, Bild: Stephen J. Murray

Gerhard I

Gerhard I

1216: Friedrich II. überträgt Gerhard I. von Sinzig die Verwaltung der Reichsgüter nördlich der Mosel

Nachdem Friedrich II. die deutsche Königswürde gesichert hatte, verlegte er seinen Schwerpunkt immer mehr in das normannische Königreich in Süditalien und Sizilien. Dort herrschte er im Gegensatz zum deutschen Reich absolut. Die Verwaltung aller Reichsgüter nördlich der Mosel übertrug er 1216 an Gerhard I. von Sinzig.

Siegel Gerhard I. von Landskron

Siegel Gerhard I. von Landskron

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1216: Friedrich II. überträgt Gerhard I. von Sinzig die Verwaltung der Reichsgüter nördlich der Mosel

Um 1220 wurde Gerhard I. von Sinzig/Landskron auch Lehensmann des Grafen von Jülich. Die Grafen von Jülich entwickelten sich zunehmend zu einem starken regionalen Gegengewicht des Erzbischofs von Köln. 1248 geriet Gerhard II. in die Gefangenschaft des Kölner Erzbischofs und musste ihm, um wieder freizukommen, einen Lehenseid schwören und sich verpflichten, sich in Konflikten zwischen Reich und Erzbischof neutral zu verhalten.

Siegel Gerhard I. von Landskron

Siegel Gerhard I. von Landskron

Tafel Landskrone

Tafel auf der Burgruine Landskron

Sinzig als Geldquelle

Sinzig als Geldquelle

September 1202: Sinzig als Geldquelle – die erste dokumentierte Verpfändung

Im September 1202 schloss der Erzbischof von Köln mit Otto IV. einen Vertrag über die Rückzahlung eines Darlehens, das er Otto gewährt hatte. Damit konnte Otto das Reichsgut Sinzig aus der Verpfändung an den Herzog von Brabant auslösen.

Dies war die erste bekannte Verpfändung Sinzigs, der in den folgenden Jahrhunderten eine Vielzahl weiterer folgten.
Die Verpfändungen dienten neben der Geldbeschaffung auch der gezielten Stärkung regionaler Verbündeter des jeweiligen Deutschen Königs.

Quellen: Karl Friedrich Amendt, Regestensammlung Sinzig, S 117ff
Ulrich Helbach: Das Reichsgut Sinzig 326 ff
Golddulden 13. Jhd

Goldgulden 13. Jahrhundert. Foto: H. Rehmann

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Exkurs Verpfändung im Mittelalter

Die Währung des Mittelalters basierte auf den Edelmetallen Gold und Silber. Diese waren in Europa bis zur Ausbeutung Süd- und Mittelamerikas immer sehr knapp. Es fehlte deshalb in der gesamten Wirtschaft an Münzen.
Die meisten Steuern und die Pacht für Höfe und Böden wurden üblicherweise in Naturalien bezahlt. Kriege und Bestechungsgelder für die Wahl zum deutschen König oder zum Kaiser erforderten jedoch harte Münze. Das Verleihen von Geld gegen Zins war Christen verboten. Also wurden die Einnahmen aus Gebieten, Zöllen, Mühlen, Bergwerken und anderen Ertragsquellen als Zinszahlung verpfändet. Die Verpfändung endete mit der Rückzahlung des Darlehens.
Im Mittelalter gab es ab dem 12. Jh. ein Zinsverbot, das im kanonischen Recht verankert war.
Das Zinsverbot stützt sich auf alttestamentliche Bibelstellen und ließ gewisse Ausnahmen zu.
In diesen Ausnahmefällen wurden die Zinsen als „Interessen“ bezeichnet, ein Wort, das noch im 18. Jh. in Deutschland verwendet wurde und heute noch im Französischen und Englischen.
In der Neuzeit wurde das Zinsverbot aufgeweicht und schließlich 1577 ganz aufgehoben.
Die katholische Kirche hob das Zinsverbot erst 1830 auf.

Die Verpfändung folgte dabei immer dem gleichen Ablauf. Die abgabenpflichtigen Einwohner des verpfändeten Gebietes wurden informiert, versprachen ihrem neuen Herrn entsprechend dem bisherigen Recht Gehorsam und erhielten von diesem im Gegenzug ihre alten Rechte bestätigt. Da die Kommunikation zwischen den Kanzleien nur sehr langsam verlief und die Vorgänge in unterschiedlichen Kanzleien verwahrt wurden, zudem die Verpfändungen und Auslösungen in immer kürzeren Intervallen erfolgten, kam es immer wieder zu Verwirrungen und zu Streitigkeiten über den aktuellen Status oder über die erneute Forderung bereits geleisteter Abgaben.

Golddulden 13. Jhd

Golddulden 13. Jahrhundert

Staufer und Welfen

Staufer und Welfen

Ab 1198: Thronstreit zwischen Staufern und Welfen

1197 starb der deutsche Kaiser Heinrich VI. Eine Mehrheit der deutschen Fürsten wählte Philipp von Schwaben zum König. Ein anderer Teil um den Erzbischof von Köln wählte den Welfen Otto IV. zum Gegenkönig.
Es folgte ein zehn Jahre andauernder militärischer Konflikt, den 1206 Philipp von Schwaben für sich entscheiden konnte.
Ab 1206 wurde im Rahmen dieser Auseinandersetzung die Burg Landskron erbaut, wodurch Sinzig an Bedeutung verlor.

Landskrone

Ruine der Burg Landskrone. Foto: H. Rehmann

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Ab 1198: Thronstreit zwischen Staufern und Welfen

1197 starb der deutsche Kaiser Heinrich VI. Eine Mehrheit der deutschen Fürsten wählte Philipp von Schwaben zum König. Ein anderer Teil um den Erzbischof von Köln wählte den Welfen Otto IV. zum Gegenkönig.
Philipp von Schwaben war zwar im Besitz der Reichsinsignien, konnte aber nicht am traditionellen Krönungsort Aachen gekrönt werden. Dort ließ sich Otto IV. vom Kölner Erzbischof krönen. Otto IV. wiederum musste für seine Krönung Kopien der Reichinsignien, insbesondere der Reichskrone, anfertigen lassen. Krönungsort und Insignien waren bedeutende Symbole einer legitimen Herrschaft.

Da keine Einigung zustande kam, wurde der Konflikt militärisch entschieden. Nach langen Jahren wechselnder militärischer Erfolge unterlagen in der Schlacht bei Wassenberg (27. Juli 1206) der Erzbischof von Köln und die Truppen der Stadt Köln den Gegnern.

Zur Stärkung seiner Position gegenüber dem mächtigen Erzbistum Köln gab Philipp von Schwaben im Rahmen der militärischen Rückeroberung 1206 an Gerhard I. von Sinzig den Auftrag zum Bau der Burg Landskron als Reichsburg und stärkte und schützte damit das Reichsgut Sinzig und die Aachen-Frankfurter Heerstraße. In der Folge verlegte Gerhard von Sinzig seinen Wohnsitz auf die Burg Landskrone.

Während beim Feldzug Philipps gegen die Parteigänger Ottos IV. Remagen erobert und zerstört wurde, scheint Sinzig zunächst verschont geblieben zu sein. Im weiteren Verlauf des Thronstreites nach dem Tod Philipps von Schwaben wurden nicht näher dokumentierte Teil des Reichsguts Sinzigs zerstört. Philipps militärischer Erfolg führte 1207 dazu, dass der Erzbischof von Köln und die Kölner Bürger auf einem Hoftag in Sinzig Frieden mit ihm schlossen.
1214/15 wurde mehr als die Hälfte des bisherigen Reichsgutes Sinzig westlich des Hartwaldes mit dem Gericht Königsfeld-Heckenbach als Burglehen direkt der Burg Landskron zugewiesen. Friedrich II. übertrug 1216 Gerhard I. von Sinzig die Verwaltung der Reichsgüter nördlich der Mosel. In zwei Königsurkunden von 1257 und 1292 werden Sinzig und Burg Landskron dann eigenständige Reichsgüter ausgewiesen.

 

1216: Friedrich II. überträgt Gerhard I. von Sinzig die Verwaltung der Reichsgüter nördlich der Mosel

Nachdem Friedrich II. die deutsche Königswürde gesichert hatte, verlegte er seinen Schwerpunkt immer mehr in das normannische Königreich in Süditalien und Sizilien. Dort herrschte er im Gegensatz zum deutschen Reich absolut. Die Verwaltung aller Reichsgüter nördlich der Mosel übertrug er 1216 an Gerhard I. von Sinzig.

Um 1220 wurde Gerhard I. von Sinzig/Landskron auch Lehensmann des Grafen von Jülich. Die Grafen von Jülich entwickelten sich zunehmend zu einem starken regionalen Gegengewicht des Erzbischofs von Köln. 1248 geriet Gerhard II. in die Gefangenschaft des Kölner Erzbischofs und musste ihm, um wieder freizukommen, einen Lehenseid schwören und sich verpflichten, sich in Konflikten zwischen Reich und Erzbischof neutral zu verhalten.

Siegel Gerhard I. von Landskron

Siegel Gerhard I. von Landskron

 

Tafel Landskrone

Ab 1152: Kaiser Barbarossa in Sinzig

Ab 1152: Kaiser Barbarossa in Sinzig

Ab 1152: Kaiser Barbarossa in Sinzig

Die Sinziger Pfalz wurde in staufischer Zeit wieder stärker genutzt. 1152, 1158, 1174, 1180 oder 1181 sind Aufenthalte Barbarossas dokumentiert.
Obwohl die Aufenthalte Barbarossas in Sinzig nicht völlig in Vergessenheit gerieten, begann man erst im 19. Jahrhundert, ihnen Bedeutung beizumessen. Der damals entstehende Barbarossakult infizierte auch den Kölner Kaufmann Gustav Bunge, als er das heutige Sinziger Schloss, erbauen ließ.

Bulle Friedrich I Barossa

Bulle Friedrich I Barossa. Foto: H. Rehmann

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Ab 1152: Kaiser Barbarossa in Sinzig

Von neun Herrschern sind in Sinzig ausgestellte Urkunden bekannt. Die erste von Pippin dem Jüngeren am 10. Juli 762, die letzte von König Heinrich VII. am 3. Februar 1309.
Barbarossa (1152 deutscher König, Kaiser 1155 bis 1190) ragt insofern heraus, als von ihm vier Urkunden in Sinzig ausgestellt wurden.

1152, 1158, 1174, 1180 oder eventuell 1181 sind Aufenthalte Barbarossas dokumentiert.
Am 7. März 1152 übernachtete Friedrich nach seiner Wahl zum deutschen König auf der Reise von Frankfurt nach Aachen in Sinzig. Am 26. April 1158 erteilte er in Sinzig dem Kloster Rolandswerth einen Schutzbrief für seine Besitzungen. Zum gleichen Termin überreichte er dem Trierer Erzbischof Hillin ein Bergwerksprivileg. Am 9. Mai 1174 stellte er in Sinzig die Abtei Siegburg unter den kaiserlichen Schutz und bestätigte ihre Privilegien. 1180 oder 1181 empfing er in Sinzig Boten des französischen Königs und des Grafen Philipp von Flandern. Diese übermittelten ihm die Nachricht, dass ihre Herren niemals vorgehabt hätten, zugunsten Heinrichs des Löwen kriegerisch gegen den Kaiser einzuschreiten.

Obwohl die Aufenthalte Barbarossas in Sinzig nicht völlig in Vergessenheit gerieten, begann man erst im 19. Jahrhundert, ihnen Bedeutung beizumessen. Der damals entstehende Barbarossakult infizierte auch den Kölner Kaufmann Gustav Bunge, als er seine Sommervilla, das heutige Sinziger Schloss, erbauen ließ. Weil er irrtümlicherweise glaubte, dass auf seinem Baugrundstück im Mittelalter die Sinziger Pfalz gestanden hätte, gab er ein Wandbild in Auftrag, auf dem ein Aufenthalt Barbarossas in Sinzig dargestellt ist. Zur silbernen Hochzeit schenkten ihm seine Kinder das Barbarossa-Standbild, das heute in den städtischen Grünanlagen an der Barbarossastraße aufgestellt ist. Doch erst 1935 wurde Sinzig erstmals als „Barbarossastadt“ bezeichnet. Diese Bezeichnung etablierte sich nach dem II. Weltkrieg, als unter Bürgermeister Franz Josef Zimmer Barbarossafeste ins Leben gerufen wurden.

Ab 1152: Kaiser Barbarossa in Sinzig

Ab 1152: Kaiser Barbarossa in Sinzig

Schenkung für das Marienstift in Aachen

16. Januar 855: Schenkung für das Marienstift in Aachen

Kaiser Lothar I. schenkte der Kapelle der Heiligen Maria in Aachen zwei Mansen (Bauernhöfe) und die Kapelle des heiligen Petrus aus dem Fiskalgut Sinzig. In dieser Urkunde wird zum ersten Mal das Patrozinium St. Petrus für die Kapelle in Sinzig, dem Vorgängerbau der heutigen Stadtkirche St. Peter, erwähnt. Erwähnt werden zur Kapelle gehörende Hörige (Leibeigene), Zinsbauern (Pächter), und Wachszinsige (Einwohner, die zur Abgabe von Wachs verpflichtet waren).
Das Marienstift in Aachen blieb bis zur Säkularisierung 1794 Verwalter der Sinziger Pfarrei. Der heute bekannte Zehnthof entstand in späterer Zeit als Wirtschaftshof des Aachener Marienstifts in Sinzig.

Zehnthof in Sinzig

Zehnthof in Sinzig. Foto: H. Rehmann